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Auf einen Kaffee mit Oliver Tuschinski

Bei Oliver Tuschinski ist das Klima in den besten Händen. Er ist Böblingens Klimaschutzbeauftragter und hat die Aufgabe, das Thema Klimaschutz in die Stadtplanung zu integrieren. Klingt sperrig? Ist es aber nicht! Denn konkret geht es beispielsweise um mehr E-Mobilität, eine bessere Ladeinfrastruktur, Mehrwegbecher, den öffentlichen Nahverkehr oder Solaranlagen auf den Dächern.

Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach eines Einfamilienhauses

Beim Thema Klimaschutz nimmt Oliver Tuschinski gleich seinen eigenen Arbeitgeber in die Veranwortung. „Wenn ich den Böblingerinnen und Böblingern eine Solaranlage für ihr Haus empfehle, müssen wir auch die städtischen Gebäude mitdenken. Schließlich wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen”, sagt der Ingenieur für Umwelt- und Energietechnik. Er kümmert sich seit 2019 in Böblingen um ein gutes Klima. Das bedeutet vor allem, die Menschen für das Thema Klimaschutz zu begeistern, ein Netzwerk zu knüpfen, schauen „wo bei den anderen der Schuh drückt”, wie er sagt. Anstatt mit dem erhobenen Zeigefinger generell das Autofahren oder Flugreisen an den Pranger zu stellen, möchte er die Böblinger motivieren, sich klimafreundlich zu verhalten, mit guten Argumenten punkten und positive Anreize setzen.

Dabei kommt ihm seine kommunikative, sympathische Art zugute. Hier ein Plausch, dort ein Gespräch, hören, was sich die einzelnen Zielgruppen wünschen – dann ist Oliver Tuschinski in seinem Element. „Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Ich habe den Überblick über Wünsche und Maßnahmen, aber nur gemeinsam mit der Politik und der Bürgerschaft kann ich etwas bewegen”, sagt der 36-Jährige,

Prima: Mehr Ladepunkte in der Stadt

Zuweilen klingen sogar Beschwerden wie Musik in seinen Ohren. Denn was kann es für einen Klimaschützer Schöneres geben, als Unmut darüber, dass es in der Stadt nicht genug Ladesäulen für E-Mobile gibt? „Es zeigt mir, dass die Menschen gern auf das E-Auto umsteigen möchten, dafür die nötige Infrastruktur aber noch ausbaufähig ist. Und daran kann man arbeiten”, erklärt er. Dass er zusammen mit den Stadtwerken Böblingen 20 neue, geförderte Ladepunkte in die Stadt holen kann, freut ihn deshalb besonders. Generell stehe das Thema Klimaschutz in Böblingen hoch im Kurs, ein Bewusstsein sei definitiv vorhanden. Und das nicht erst seitdem die junge Umweltaktivistin Greta Thunberg weltweit dafür trommelt.

Die Menschen wollen auf das E-Auto umsteigen.

Oliver Tuschinski,

Klimaschutzbeauftragter Böblingen

„Klimaschutz ist Kopfsache”

Wenn man mit Oliver Tuschinski spricht, wird das große Thema Klimaschutz sehr konkret. „Klimaerwärmung bedeutet auch, dass es in den Städten im Sommer immer wärmer wird. Wir müssen deshalb für Beschattung und Abkühlung sorgen. Auch dadurch, dass wir schon jetzt Bäume pflanzen”, meint er. Allerdings: „Dabei ist der Fokus langfristig angelegt. Die Früchte meiner Arbeit werde ich dann selbst nicht mehr ernten”, sagt Klimaschützer Tuschinski und lacht.

Seine Erfahrung zeigt ihm, dass Klimaschutz zur Lebenssituation passen muss. Denn nur dann machen die Menschen auch freiwillig und dauerhaft gern mit. „Ich sehe das sehr pragmatisch, sage aber auch: Ein bisschen Klimaschutz geht immer.” Plastiktüten vermeiden, Produkte von guter Qualität und keine Wegwerfartikel kaufen, öfter mit dem Fahrrad, Bus oder Bahn fahren, regionale Produkte auf den Tisch bringen oder Mehrwegbecher für den „Coffee to go” nutzen – schon mit vielen kleinen Schritten kann man viel bewegen, ist Böblingens Klimaschutzbeauftragter sicher.

Um für seine Stadt die besten Ideen umsetzen zu können, setzt der 36-Jährige auch auf Austausch mit Fachkräften aus anderen Städten. „Man muss über den Tellerrand schauen und offen für Anregungen sein, denn andere Kommunen haben auch gute Ideen", weiß Tuschinski aus Erfahrung.

Und was tut er selbst so für das Klima?

Gern würde er mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, aber 20 Kilometer pro Wegstrecke sind eine Herausforderung. So setzt er auf die S-Bahn, geht täglich ein gutes Stück zu Fuß. Gerade in Corona-Zeiten hat er wandernd seine Heimat neu entdeckt – den Naturpark Schönbuch und den schwäbischen Wald fand er besonders schön. „Das hätten wir in normalen Zeiten vermutlich so nicht erwandert”, sagt Oliver Tuschinski. Bei solchen klimafreundlichen Touren wird ihm eins immer wieder bewusst: Man muss nicht weit reisen, um sich wie im Urlaub zu fühlen.